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Rassismus trifft auf den Verweigerungstanz!

Rassismus scheint ein populärer Begriff zu sein. Ich glaube aber, dass er kaum in seiner Tiefe verstanden wird.

Im Bereich der Diskriminierungskritik sehe ich individuelle Angriffe, bei denen konkrete Personen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe verbal oder körperlich angegriffen werden. Weniger thematisiert sind strukturelle oder systemische Diskriminierung, bei der ganze Menschengruppen durch gesellschaftliche Prozesse und Strukturen benachteiligt werden. Diese Form der Diskriminierung ist aus meiner Sicht weniger direkt und sichtbar, und ich glaube aber, dass sie oft langfristiger und tiefgreifender wirkt.


Lass uns zunächst 2 Beispiele im Diskriminierungsbereich betrachten, bevor wir uns der Rassismus widmen:

Beispiel 1: Diskriminierung aufgrund der Behinderung

Ableismus bezeichnet die Diskriminierung und Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen aufgrund der Annahme, dass Fähigkeiten und Wert an körperlicher oder geistiger Funktionalität gemessen werden. Der Begriff stammt vom englischen Wort „able“ (fähig) und drückt die gesellschaftliche Vorstellung aus, dass Behinderungen Menschen weniger fähig oder wertvoll machen.

Zwei Formen von Ableismus:

  1. Individuelle Diskriminierung:
    Wenn Alex, der zur Fortbewegung auf einen Rollstuhl angewiesen ist, auf der Straße aufgrund seiner Behinderung beschimpft wird, handelt es sich um individuelle ableistische Diskriminierung. Hier zeigt sich Ableismus in Form von Beleidigungen oder Vorurteilen, die sich direkt gegen Alex als Einzelperson richten. Diese Art der Diskriminierung zielt darauf ab, Alex aufgrund seiner Behinderung abzuwerten.
  2. Strukturelle Diskriminierung:
    Wenn Alex nicht zur Toilette gelangen kann, weil es keinen Fahrstuhl oder keine Rampe gibt, handelt es sich ebenfalls um Ableismus, genauer gesagt um strukturellen Ableismus. In diesem Fall sind es gesellschaftliche Barrieren, wie unzureichende Infrastruktur, die Alex und viele andere Menschen mit Behinderungen behindern. Diese Form der Diskriminierung geht über individuelle Handlungen hinaus und betrifft die systematische Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen.

Zusammengefasst:

  • Individuelle Diskriminierung: Beleidigungen oder herabsetzende Kommentare direkt gegenüber Alex aufgrund seiner Behinderung sind Beispiele für individuelle ableistische Diskriminierung.
  • Strukturelle Diskriminierung: Fehlende Barrierefreiheit, wie das Fehlen von Rampen oder Aufzügen, ist ein Beispiel für strukturellen Ableismus, da diese Barrieren systematisch Menschen mit Behinderungen ausschließen und behindern.

Beide Formen – die direkte persönliche Diskriminierung und die strukturellen Barrieren – werden als Ableismus bezeichnet. Der Unterschied liegt darin, ob es sich um individuelle Handlungen oder um systemische, infrastrukturelle Barrieren handelt.n.

Beispiel 2: Diskriminierung aufgrund des Geschlechtes

Bei Sexismus gibt es glücklicherweise 2 verschiedene Wörter, die ermöglichen eine strukturelle, bzw. systemische Diskriminierung von einer individuellen Diskriminierung zu unterscheiden.

  1. Sexismus:
    Sexismus beschreibt Vorurteile oder Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, oft zum Nachteil von Frauen oder weiblich gelesenen Personen. Wenn Jojo, die als Frau wahrgenommen wird, sich regelmäßig „Blondinen-Witze“ von männlichen Kollegen anhören muss, handelt es sich um sexistische Diskriminierung. Diese Witze zielen darauf ab, Frauen – speziell solche, die blond sind – als weniger intelligent oder fähig darzustellen, was eine Form von abwertender Behandlung aufgrund ihres Geschlechts ist.
  2. Patriarchat:
    Das Patriarchat ist ein gesellschaftliches System, in dem Männer oder männlich gelesene Personen eine dominierende Rolle in Machtpositionen und Ressourcenverteilung haben. Es beschreibt die strukturelle Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Wenn Jojo weniger Gehalt bekommt (z.B. 6 bis 18 % weniger als ihre männlichen Kollegen trotz gleicher Qualifikationen und Erfahrungen), ist dies ein Beispiel für die strukturelle Ungleichheit, die durch patriarchale Systeme aufrechterhalten wird. Diese Ungleichheit basiert auf gesellschaftlich fest verankerten Machtverhältnissen und Normen, die Männern historisch gesehen Vorteile gewähren.

Zusammengefasst:

  • Blondinen-Witze: Wenn Jojo beschimpft oder abgewertet wird, weil sie als Frau (und blond) gelesen wird, ist das eine sexistische Diskriminierung. Diese Witze fallen unter Sexismus, da sie Frauen aufgrund eines Stereotyps erniedrigen.
  • Lohndiskriminierung: Wenn Jojo weniger Gehalt erhält als männliche Kollegen trotz ähnlicher Qualifikation, ist das ein Ausdruck des Patriarchats, da solche Ungleichheiten oft auf systemischen Machtstrukturen beruhen, die Frauen benachteiligen.
  • Sexismus beschreibt persönliche und gesellschaftliche Formen der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts.
  • Patriarchat beschreibt das größere, strukturelle System, das solche Ungleichheiten aufrechterhält.

Rassismus hat, genau wie Ableismus (Beispiel 1), nur ein Wort, um das diskriminierende System zu bezeichnen: Rassismus (individuell) und Rassismus (strukturell). Im Gegensatz zu Ableismus, bei dem viele Formen der strukturellen Diskriminierung haptisch, visuell oder physisch wahrnehmbar sind, bleiben die strukturellen Aspekte des Rassismus meist implizit und abstrakt – mit desaströsen Auswirkungen auf rassifizierte Körper.

Diese sprachliche Überschneidung hat viele Rassismuskritik-Forschende dazu veranlasst, den Ausdruck „struktureller Rassismus“ zu verwenden, um die beiden Formen zu unterscheiden. Was Rassismuskritiker*innen zumeist ansprechen, ist der „strukturelle Rassismus“, während die Mehrheit der Gesellschaft den Begriff „Rassismus“ in erster Linie auf individuelle Diskriminierung bezieht.

Die Herausforderung, wie ich sie sehe, besteht darin, dass individueller Rassismus nicht nur weiterhin bestehen, sondern sich intensivieren und weiterverbreiten wird, solange der „strukturelle Rassismus“ in unserer Gesellschaft nicht dekonstruiert wird. In diesem Artikel möchte ich daher die kognitiven, unsichtbaren rassistischen Strukturen in den Fokus rücken.

Deshalb möchte ich meine Erfahrung als rassismuskritischer Bildungsreferent nehmen.

Ich bin Ka Kem in Deutschland als Schwarz rassifiziert, bzw. als Schwarz gelesen und identifiziere mich selber als „People of African Descent“, also als eine Person, die ihre Vorfahren auf dem afrikanischen Kontinent sieht, und sich in der Menschengruppe der Nachfahren der Versklavten und (noch) Kolonisierten einordnet.

In der Bildungstheorie wurde das Phänomen der Reaktanz thematisiert, insbesondere im Kontext von Kursen, Schulungen, Workshops oder Vorträgen. In meinem Verständnis bezieht sich der Begriff Reaktanz im Bildungsbereich auf eine psychologische Reaktion, bei der Menschen Widerstand oder Widerwillen zeigen, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Freiheit oder Autonomie eingeschränkt wird. Dies tritt häufig auf, wenn Teilnehmende den Eindruck haben, dass neue Informationen oder Bildungsinhalte eine unerwünschte Veränderung ihres Verhaltens oder Weltbildes erfordern würden, was als Bedrohung ihrer bisherigen Freiheit und Autonomie empfunden wird.

Ein Beispiel aus dem Bildungsbereich: Wenn Lehrkräfte Schülern etwas vorschreiben oder sie zu einer bestimmten Handlung drängen, kann dies bei den Schülern das Gefühl auslösen, dass ihre Entscheidungsfreiheit beschnitten wird. Diese Einschränkung erzeugt Reaktanz, die sich in Form von Widerstand, Motivationsverlust oder sogar Verweigerung äußern kann.

Psychologische Reaktanz ist eng mit der Idee der Selbstbestimmungstheorie verknüpft, die besagt, dass Menschen besser und motivierter Informationen aufnehmen, wenn sie ein Gefühl der Autonomie und Wahlfreiheit haben.

Struktureller Rassismus in der Bildung ist ein komplexes Thema, insbesondere für Menschen, die rassifiziert werden. Als schwarz gelesener Bildungsreferent ist es für mich unerlässlich, sowohl das internalisierte Rassismussystem zu reflektieren als auch die durch Rassismus entstandenen Traumata und Retraumatisierungen anzuerkennen, die in nahezu jeder Veranstaltung – sowohl für nicht Betroffene als auch manchmal für Betroffene – auftreten. Da struktureller Rassismus ein System beschreibt, das auch die Psyche rassifizierter Menschen prägt, müssen diese Mechanismen berücksichtigt werden. Zudem ist es als Bildungsreferent notwendig, die Auswirkungen des Rassismussystems auf die Teilnehmenden einschätzen zu können, um sie in den Bildungsprozess angemessen einzubeziehen.

Mir fällt es manchmal schwer, schnell auf Retraumatisierungen zu reagieren, und ich musste bei meiner letzten Selbstreflexion ein neues Wort schaffen, um solche Situationen besser handhaben zu können. In meinem Fall geht es um die Reaktanz im Zusammenhang mit strukturellem Rassismus, also um den Moment, in dem Teilnehmende eingeladen werden, ihr eigenes Weltbild aus einer rassismuskritischen Perspektive zu hinterfragen.

Bevor ich das neue Wort einführe, möchte ich schildern, was ich wahrnehme, wann struktureller Rassismus insb. in weiße Räume eingebracht wird. Es gibt bereits viele Konzepte, die mentale, bzw. kognitive Prozesse von Menschen, die sich als weiß identifizieren, ablaufen, wann Rassismus von BIPOC Referent*innen thematisiert wird. Hier sind einige davon:

Identitätsschutzreaktion

Wenn Bildungsreferent*in, die als BIPOC (Black, Indigenous, People of Color) rassifiziert wird, über Rassismus spricht, kann dies bei einigen Teilnehmenden (insbesondere wenn sie selbst zur weißen Mehrheitsgesellschaft gehören) ein Gefühl der Bedrohung ihrer sozialen Identität hervorrufen. In diesem Zusammenhang kann Reaktanz als Abwehrreaktion auf die Wahrnehmung auftreten, dass die eigene Gruppe oder das eigene Weltbild kritisiert wird.

Psychologische Mechanismen:

  • Soziale Identitätstheorie: Diese Theorie besagt, dass Menschen ein Bedürfnis haben, ihre Gruppe positiv zu sehen. Wenn das Thema Rassismus behandelt wird, kann es als Angriff auf die eigene Gruppe (z.B. weiße Identität) interpretiert werden, was zu Verteidigungsmechanismen führt.
  • Systemrechtfertigung: Menschen tendieren dazu, das bestehende soziale und politische System als fair und gerecht zu verteidigen. Wenn diese Vorstellungen hinterfragt werden, kann es zu Reaktanz kommen.

Dissonanz & Moralselbstschutz

Themen wie Rassismus rufen oft starke moralische Reaktionen hervor. Wenn Teilnehmende das Gefühl haben, für eine rassistische Struktur oder Ungerechtigkeit verantwortlich gemacht zu werden, kann dies zu moralischer Abwehr führen. Sie könnten sich unfair behandelt oder beschuldigt fühlen, auch wenn dies nicht explizit der Fall ist.

Psychologische Mechanismen:

  • Kognitive Dissonanz: Wenn Menschen mit Informationen konfrontiert werden, die im Widerspruch zu ihren bisherigen Überzeugungen oder ihrem Selbstbild (z.B. „Ich bin kein Rassist“) stehen, kann dies unangenehme kognitive Dissonanz erzeugen. Um dieses Unbehagen zu reduzieren, reagieren sie mit Widerstand gegen die neue Information.
  • Moral Licensing: Menschen, die sich selbst als moralisch überlegen oder unvoreingenommen wahrnehmen, könnten Reaktanz zeigen, wenn diese Vorstellung herausgefordert wird, etwa durch die Behauptung, dass sie von rassistischen Systemen profitieren.

Vorannahmen

Widerstand kann auch durch implizite Vorurteile und Stereotype ausgelöst werden. Wenn eine BIPOC-Person als Bildungsreferent*in über Rassismus spricht, könnten bei einigen Teilnehmenden unbewusste Vorurteile aktiviert werden, die die Glaubwürdigkeit oder Expertise der Bildungsreferent*in infrage stellen. Diese negativen Reaktionen können das Ergebnis sozialer Stereotypen über Minderheitengruppen sein.

Psychologische Mechanismen:

  • Stereotypisierung: Wenn Teilnehmende negative Stereotype über BIPOC-Personen verinnerlicht haben, könnten sie diese unbewusst auf die Lehrperson übertragen. Dies kann zu einer verminderten Akzeptanz oder einem verstärkten Widerstand gegen das Gesagte führen.
  • Unconscious Bias: Teilnehmende könnten sich der Tatsache, dass sie Vorurteile haben, nicht bewusst sein, reagieren aber dennoch negativ auf das Thema oder die Person aufgrund dieser unbewussten Tendenzen.

„White fragility“

Der Begriff der weißen Fragilität (white fragility) beschreibt die Tendenz einiger weißer Menschen, defensiv oder aggressiv zu reagieren, wenn sie mit Diskussionen über Rassismus oder ihre eigenen Privilegien konfrontiert werden. Die Konfrontation mit der Realität systemischer Ungerechtigkeit kann Gefühle von Schuld oder Scham auslösen, was zu einer Abwehr führt.

Psychologische Mechanismen:

  • Defensive Attribution: Weiße Teilnehmende könnten die Diskussion über Rassismus als persönlichen Angriff wahrnehmen und deshalb abwehrend reagieren, indem sie das Thema herunterspielen oder den Fokus auf „umgekehrten Rassismus“ lenken.
  • Affektive Abwehr: Emotionen wie Scham, Schuld oder Angst führen dazu, dass Teilnehmende nicht in der Lage sind, aufnahmefähig zu bleiben. Stattdessen reagieren sie mit emotionalem Rückzug, Verdrängung oder sogar Aggression.

Tokenism

In einem rassistisch geprägten System gibt es oft unausgesprochene Erwartungen, dass BIPOC-Referent*innen Experten für Rassismus sind, was zu einer übermäßigen emotionale Last und einem Leistungsdruck führt. Teilnehmende könnten auf subtile Weise die Glaubwürdigkeit der Lehrperson infrage stellen, da sie implizit als „Token“ gesehen wird – jemand, der aufgrund ihrer Identität über dieses Thema sprechen „muss“, anstatt aufgrund ihrer fachlichen Qualifikation.

Red Herring und Whataboutism

Manchmal wird das Thema Rassismus verwässert, indem andere Themen ins Spiel gebracht werden, die zwar relevant erscheinen, aber den Fokus von Rassismus ablenken können. Zum Beispiel wird auf „Menschenrechte“ oder „Sexismus“ verwiesen, und das Thema wird dadurch relativiert.

Psychologische Mechanismen:

  • Whataboutism: Dies ist eine Verteidigungstechnik, bei der auf ein Problem mit der Frage „Aber was ist mit…?“ reagiert wird, um von der Diskussion abzulenken. Im Kontext von Rassismus könnte das Argument lauten: „Aber Sexismus ist doch auch ein großes Problem!“
  • Red Herring: Hierbei wird ein irrelevantes Thema eingeführt, um von der eigentlichen Diskussion wegzulenken. Anstatt über Rassismus zu sprechen, wird zum Beispiel über „allgemeine Menschenrechte“ gesprochen, was die Diskussion verwässert.

Tone Policing

Dies beschreibt eine Reaktion, bei der die Art und Weise kritisiert wird, wie über Rassismus gesprochen wird, anstatt auf den Inhalt einzugehen. Der Fokus liegt auf dem „Ton“, nicht auf der Botschaft.

Psychologische Mechanismen:

  • Defensive Attribution: Teilnehmende könnten den Ton als aggressiv oder unangemessen empfinden und dadurch die eigentliche Botschaft ignorieren, um sich selbst zu schützen oder die Diskussion abzubremsen.

Diese „kognitiven Prozesse“ können als Ausdruck des Phänomens der Reaktanz betrachtet werden, das bei rassifizierten Bildungsreferent*innen in rassismuskritischen Veranstaltungen häufig auftritt. Reaktanz entsteht, wenn Teilnehmende das Gefühl haben, ihre sozialen Identitäten oder Überzeugungen werden infrage gestellt, was oft zu defensiven oder abwehrenden Reaktionen führt. Solche Reaktionen erschweren die Bereitschaft der Teilnehmenden, sich offen und kritisch mit den Inhalten auseinanderzusetzen, da der Fokus vom Thema Rassismus hin zu Selbstschutzmechanismen verschoben wird.

Ein Grund für diese Reaktanz könnte sein, dass das Thema Rassismus tief in die Identität und das Selbstverständnis der Teilnehmenden eingreift. Viele Menschen identifizieren sich stark mit ihrer Vorstellung von Fairness oder Nicht-Rassismus, und wenn diese Überzeugungen durch die Diskussion infrage gestellt werden, könnte ein innerer Konflikt entstehen, der unangenehm ist. Um diesen kognitiven Dissonanzen zu entgehen, könnten Teilnehmende auf Abwehrmechanismen wie Whataboutism oder das Verwässern des Themas ausweichen durch den Verweis auf andere soziale Ungerechtigkeiten (z.B. Menschenrechte oder Sexismus).

Für rassifizierte Bildungsreferent*innen kann dies besonders belastend sein, da solche Reaktionen strukturelle rassistische Prozesse widerspiegeln, die im Bildungskontext erneut erlebbar werden. Die ständige Konfrontation mit diesen Abwehrmechanismen kann retraumatisierend wirken, da Bildungsreferent*innen, die selbst von Rassismus betroffen sind, immer wieder in Situationen gebracht werden, in denen sie mit denselben rassistischen Strukturen kämpfen, die sie zu dekonstruieren versuchen.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist es mir wichtig, sicherere Räume zu schaffen, in denen sowohl emotionale Reaktionen der Teilnehmenden validiert als auch meine rassische Belastungen als Referent anerkannt werden. Dies erfordert jedoch einen Ansatz, der sowohl kritische Auseinandersetzung als auch Unterstützung in emotional herausfordernden Momenten ermöglicht.

Die zentrale Herausforderung bleibt jedoch, dass diese Prozesse sowohl Information- und Erfahrungsaustausch behindern als auch das Risiko einer Retraumatisierung für mich bergen. Es bedarf eines bewussten Umgangs mit den strukturellen Rahmenbedingungen, die diese Reaktionen begünstigen, angefangen mit mir selbst.

Um Retraumatisierung und Trigger-Momente zu erkennen, habe ich für mich das Wort RACEAKTANZ geschaffen, also als Räss-Akt-Tanz gelesen, wobei Rassismus trifft Reaktanz. Es bedeutet für mich, dass eine Reaktanz seitens der Teilnehmenden auf Grund des Rassismus Thema stattfindet und ich fühle mich in dem Moment rassistisch behandelt. Als Bildungsreferent muss ich schnell ein Modus Operandi finden, wobei ich mich selbst Wertschätze (z.B. Pause anlegen / Prozesse wohlwollend ansprechen, in dem der RACEAKTANZ Prozess als Phänomen beschrieben wird). Dabei ist es glaube ich wichtig sich sicher zu sein, als rassifizierter Bildungsreferent, dass es sich um einen RACEAKTANZ handelt, und nicht um eine „vernünftige Argumentation“, ansonsten könnte zu einer weiteren Verlust der Selbstwertschätzung führen.

Um Retraumatisierungen und Trigger-Momente besser zu erkennen, habe ich für mich das Wort „RACEAKTANZ“ geschaffen – als Räss-Akt-Tanz gelesen, wo Rassismus auf Reaktanz trifft. Für mich bedeutet das, dass eine Reaktanz seitens der Teilnehmenden aufgrund des Rassismusthemas und meiner rassische Positionierung stattfindet und ich mich in diesem Moment rassistisch behandelt fühle.

Als Bildungsreferent ist es mir in solchen Situationen wichtig, schnell einen Modus Operandi zu finden, der meine eigene Selbstwertschätzung schützt – sei es durch das Einlegen einer Pause oder indem ich den Raceaktanz-Prozess wohlwollend anspreche und als Phänomen beschreibe.

Dabei halte ich es für entscheidend, bevor die Situation als „RACEAKTANZ“ beschrieben wird, als rassifizierter Bildungsreferent sicherzugehen, dass es sich tatsächlich um einen Raceaktanz handelt und nicht um eine nachvollziehbare Argumentation seitens der Teilnehmenden. Andernfalls könnte dies zu einem weiteren Verlust der Selbstwertschätzung und des Selbstvertrauens führen und den Umgang mit solchen Momenten zusätzlich erschweren.

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